Was entsteht aus Tanz, wenn er einzig in der Beschreibung existiert? Was macht Sprache mit unserer Vorstellung – und welche Rolle spielen Personalpronomen dabei? „Misses und Mysterien“ bittet Sprache, Imagination und Drag zum Tanz.
Das Stück für Musik und Stimme lässt Beschreibungen einer imaginären Aufführung in engen Dialog treten mit den Kompositionen von Andrea Neumann. Am Innenklavier, einem von Neumann entwickelten, präparierten Klavier, vertont sie das Gesprochene simultan. „Misses und Mysterien“ ist eine Zusammenarbeit der Choreografin sowie bildenden Künstlerin Antonia Baehr und der Tänzerin Valérie Castan, die sich mit Audiodeskriptionen von Tanzstücken für blinde und sehbehinderte Menschen einen Namen gemacht hat. Sie erfinden Realitäten und Vergangenheiten – und nehmen die Hörerschaft mit in einen Theatersaal, der zum Hörraum wird. Worte, Handlungen, Tänze, Kindheiten, kommen ins Spiel, bei dem alles auf dem Spiel steht, alles Spiel ist: Drag, unmögliche Liebe, Kannibalismus, Fetischismus, Animismus. Die Vorstellung der Vorstellung ist im Fokus, lässt sich nicht scharf stellen und beginnt, sich zu drehen. Und wir hören dabei zu.
Frei inspiriert von The Girl Chewing Gum von John Smith (1976), Schwanensee von Marius Petitpa (1895) und Canaille von Valeska Gert (1919).
Produktion: WDR 2015/53′
Übersetzung aus dem Französischen: Katja Roloff
Es sprachen: Anna Schmidt und William Wheeler
Regie: Antonia Baehr und Christina Ertl-Shirley
Redaktion: Christina Hänsel
Die Autorinnen danken: Sabine Macher, Antoine Doinel, Christophe Wavelet, Chantal Akerman, Valérie Deronzier, Delphine Seyrig, Reynalde Nicolin
Download on WDR 3